Hochsensibilität, vom Gefühl, „in dieser Welt“ aber nicht „von dieser Welt“ zu sein

Viele hochsensible Menschen kennen das Gefühl, „nicht von dieser Welt“ zu sein.
Um aus diesem Gefühl herauszutreten und den ganz eigenen individuellen Weg in dieser Welt zu finden und zu leben, ist es hilfreich, zunächst einmal selbst genau zu erkennen, was es eigentlich bedeutet, ein hochsensibler Mensch zu sein.

Wenn man bestimmte Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Wesensmerkmalen der Hochsensibilität und der eigenen Person für sich erkennt, kann das zu so manchem Aha-Erlebnis in Bezug auf eigene Reaktionen und Verhaltensweisen führen.

Lernt man sich, durch bestimmte Erkenntnisse selbst besser verstehen, fällt es einem viel leichter, sich selbst anzunehmen und auch im Umfeld authentisch zu zeigen.

In meinem Umfeld erlebe ich jedoch viele hochsensible Menschen, die sich selbst mit ihren Verhaltensweisen und Wesensmerkmalen auch nach längerer Zeit der Erkenntnis, ein hochsensibler Mensch zu sein, immer noch zu wenig einordnen können, sich weiterhin mit anderen Menschen vergleichen und letztendlich keinen gesunden Selbstwert entwickeln oder aber immer wieder an sich zweifeln.
Aufgrund dessen möchte ich eine kleine Serie starten, die nach und nach ein Stück weit erläutern möchte, was sich hinter dem Begriff, ein hochsensibler Mensch zu sein, verbirgt.
Das autonome Nervensystem hochsensibler Menschen arbeitet beispielsweise anders als das normalsensibler Mitmenschen, auch gibt es körperliche und biochemische Prozesse, die bestimmte Verhaltensweisen auslösen, die wiederum im Vergleich mit den Mitmenschen, missverstanden werden können.
Zusammenhänge zu erkennen macht es leichter, einen neuen Blickwinkel einzunehmen, sowie das positive Potential in sich zu entdecken.

Hochsensibilität bietet so ein großes wunderbares Potential, welches entdeckt, gelebt und geliebt werden möchte. Machen wir uns auf den Weg uns selber zu entdecken, uns lieben und schätzen zu lernen, die Hochsensibilität als Chance zu verstehen und Teil zu werden von dieser Welt.

Teil 1: Hochsensibilität… was versteckt sich eigentlich hinter dem Begriff?

Hochsensibilität ist ein ererbtes Persönlichkeitsmerkmal, welches das ganze Leben über erhalten bleibt.
Persönlichkeitsmerkmale wiederum sind beispielsweise so etwas wie: Sanftmut, Fürsorglichkeit oder eben auch, die Hochsensibilität.
Jemand mit den oben genannten Persönlichkeitsmerkmalen ist dann sanftmütig, fürsorglich und hochsensibel.
Etwa 15 bis 20% der Menschen sind hochsensibel, wobei sich die Hochsensibilität gleichermaßen zwischen Männern und Frauen verteilt.
Ungefähr 70% der hochsensiblen Menschen sind dabei eher introvertiert, ca 30% extrovertiert.
Zunächst einmal ist es wichtig ganz klar darzustellen, dass die Hochsensibilität keine Krankheit und auch keine Störung ist, sondern schlichtweg eine individuelle Veranlagung des Menschen.
Hochsensible Menschen sind also weder krank, noch stimmt etwas nicht mit ihnen, sie sind lediglich etwas anders.
Sie unterscheiden sich von anderen in der Art und Weise, wie sie Stimuli (Reize) wahrnehmen und verarbeiten.

Hochsensible Menschen nehmen Reize viel intensiver und tiefer wahr als andere Menschen.
Die Wahrnehmungsfilter, die das Nervensystem schützen, sind bei hochsensiblen Menschen durchlässiger,
als bei anderen Menschen, so dass sie viel mehr Informationen aufnehmen.
Des Weiteren werden alle Reize, wie beispielsweise Licht, Farben, Geräusche, Stimmungen und vieles mehr,
von hochsensiblen Menschen maximal intensiv erlebt.
Eine Unterscheidung von wichtigen und unwichtigen Informationen ist dabei deutlich erschwert.

Hochsensible Menschen können durch die schwach ausgeprägten Wahrnehmungsfilter auf der einen Seite, sowie die, bis in die kleinsten Nuancen gesteigerte Wahrnehmung auf der anderen Seite, schnell in eine Überreizung gelangen.

Die vielen Reize werden von ihnen nicht nur intensiver, sondern auch tiefer verarbeitet.
Um all die Reize zu sortieren und zu durchleben brauchen sie häufig viel Zeit.
So kann beispielsweise der Eindruck entstehen, als wären sie etwas langsam, würden träumen oder einfach in der Gegend herum stehen, obwohl sie tatsächlich genau beobachten und wahrnehmen, was um sie geschieht.
Um all das Erlebte zu durchdenken, einordnen und verarbeiten zu können, benötigen viele hochsensible Menschen viel Zeit und ausreichend Ruhephasen.

Ihre Wahrnehmung in Bezug auf die Sinne, ist individuell jeweils ganz unterschiedlich stark ausgeprägt.
Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, das taktile Erleben, sowie häufig auch in ganz besonderer Weise, die Stimmungen der Mitmenschen oder die Atmosphäre in den Räumen, werden von ihnen in besonderer Weise, ungefiltert und intensiv wahrgenommen.
Die besonders ausgeprägte, hohe Sensibilität bezieht sich dabei jedoch meistens nur auf ein bis zwei Sinnesorgane und keinesfalls auf alle.

In Bezug auf die Hochsensibilität spielt auch die besonders stark ausgeprägte Berührbarkeit eine große Rolle.
Oft schwingen Hochsensible mit den Menschen, die sie umgeben extrem mit und fühlen sich intensiv in deren Gefühlswelt ein.
Indem sie kleinste Nuancen der Mimik, Gestik oder auch im Tonfall der Mitmenschen lesen, bekommen sie häufig sofort mit, wenn es einem anderen Menschen nicht gut geht und versuchen dann, beispielsweise schon zu trösten oder zu ermutigen, ohne das zuvor ein Problem geäußert wurde.
Nehmen Sie ein Ungleichgewicht bei einem anderen Menschen oder in ihrem Umfeld wahr, geraten sie durch ihr eigenes Bedürfnis nach Frieden und Harmonie oft unter Strom, da sie selbst erst entspannen können, wenn ihr Umfeld ausgeglichen und harmonisch ist.

Des Weiteren verschwimmen durch ihr tiefes Mitempfinden, häufig die Grenzen zwischen ihnen selbst und einem anderen, so dass sie dadurch ihre eigene Gefühle kaum noch von denen anderer unterscheiden können.
So kann es geschehen, dass sie durch ihre ausgeprägte Berührbarkeit, beispielsweise aus dem eigenen Gefühl einer Ausgeglichenheit heraus, innerhalb kürzester Zeit in ein Gefühl der Hilflosigkeit oder Trauer geraten.

Berührt und betroffen zeigen sich hochsensible Personen oft auch, wenn sie Doppelbotschaften wahrnehmen.
Doppelbotschaften zeigen eine Diskrepanz zwischen dem, was man selbst bei einem anderen Menschen wahrnimmt und dem was dieser verbal ausdrückt.
Nimmt ein hochsensibler Mensch Doppelbotschaften wahr, wie beispielsweise das es einer Person in seinem Umfeld nicht gut geht, bekommt von dieser jedoch die Aussage: „nein nein… es ist alles in Ordnung, alles ist gut.“ (Vielleicht auch nur aus dem Impuls heraus, um den hochsensible Menschen zu schützen oder nicht zu überfordern, )
kann eine solche Doppelbotschaft dazu führen, dass dieser sich nicht ernst genommen oder gar belogen fühlt, sowie auch an seiner eigenen Wahrnehmung zweifelt.

© Loubins Way

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