Monat: November 2021

Sind Empathie und Hilfsbereitschaft das Gleiche und ist jeder hilfsbereite Mensch auch gleich hochsensibel, weil er besonders hilfsbereit ist?





Sind Empathie und Hilfsbereitschaft das Gleiche und ist jeder hilfsbereite Mensch auch gleich hochsensibel, weil er besonders hilfsbereit ist?

Viele hochsensible Menschen sind empathisch und schwingen mit den Mitmenschen, die sie umgeben, mit.
Sie fühlen sich intensiv in deren Gefühlswelt ein.

Die Befindlichkeiten, Nöte und die Sorgen anderer spüren Sie häufig ziemlich treffsicher auf.
Kleinste Nuancen der Gestik, des Tonfalls oder der Mimik ihrer Mitmenschen nehmen Sie dabei wahr.
Als Folge dieser Wahrnehmung, reagieren sie oft hilfsbereit und unterstützend.
Doch sollte dieses empathisches Mitschwingen nicht gleichgesetzt werden mit dem landläufigen Begriff der Hilfsbereitschaft.

Selbstverständlich ist es wertvoll und wundervoll, wenn Menschen fürsorglich sind oder hilfsbereit.
Menschen mit diesen Eigenschaften, machen die Welt ein bisschen heller und tun einfach gut.
Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an jeden, der fürsorglich und hilfsbereit ist.

Doch gibt es einen Unterschied zwischen der Empathie vieler hochsensibler Menschen und der Hilfsbereitschaft an und für sich.
Da mir die Frage, welcher Unterschied dahingehend besteht und was dieses Mitschwingen mit anderen eigentlich bedeutet, häufig begegnet, möchte ich dies gerne einmal an einem Beispiel, welches ich vor einiger Zeit selbst erlebt habe, veranschaulichen.

🌸
Der Arbeitgeber hatte in diesem Beispiel viele Mitarbeiter zu einer Feier, bzw. zu einem Essen eingeladen.
Man fand an mehreren großen runden Tischen zusammen.
Es waren viele Kollegen erschienen und es herrschte ein reges Treiben, so dass das Servicepersonal viel zu tun hatte.

Eine dieser Servicekräfte war sehr hilfsbereit, sie nahm wahr, dass die Kollegin, die neben mir Platz genommen hatte, in Bezug auf ihre Körpergröße, nicht sehr groß war.
Ohne vorher zu fragen, brachte sie zwei große Kissen als Sitzerhöhung für den Stuhl.

An und für sich
war das eine wundervolle Sache, denn die Servicekraft hat trotz des Gewusels mitbekommen, dass die kleinere Person am Tisch, recht niedrig saß.

Sie trat an unseren Tisch heran, lies die Person aufstehen, platzierte die Kissen auf dem Stuhl und bat die Kollegin freundlich und höflich, doch auf dieser wundervollen Sitzerhöhung Platz zu nehmen.

Die Kollegin wiederum war ein eher zurückhaltender Mensch, der die Servicekraft nicht vor den Kopf stoßen wollte und nahm mit sichtlichem und spürbaren Unbehagen auf dem doppelten Kissen Platz.
Weit vom Boden entfernt hatten die Füße nun keinen Kontakt mehr, was für sie sichtlich unbequem war.

Nun zurück zum Thema:
Die Servicekraft war wirklich aufmerksam, freundlich und hilfsbereit, trotz des Gewusels hatte sie voller Aufmerksamkeit das Wohl der Gäste im Auge behalten.
Man kann deutlich sagen, dass sie sehr fürsorglich und hilfsbereit war.
Hilfsbereitschaft bedeutet, die Bereitschaft zu haben, anderen zu helfen und die war ganz augenscheinlich da.

Gleichwohl hat sie nicht empathisch reagiert.
Denn dann wäre ihr
ganz bestimmt aufgefallen, wie unwohl sich die Kollegin durch ihr gut gemeintes Verhalten gefühlt hat, bzw. sie hätte sich vorher schon Gedanken gemacht, was ihre Unterstützung in dem anderen Menschen auslösen könnte und wäre vielleicht erst einmal ohne Kissen, mit der Frage nach einer möglichen Unterstützung, an diese herangetreten.

Die Kollegin konnte sich über die Hilfsbereitschaft kaum freuen, denn zum einen war es ihr sichtbar unangenehm, als kleine Person wahrgenommen worden zu sein, zum anderen fühlte sie sich unwohl, eine solche Position auf dem Stuhl einnehmen zu müssen und von den vielen Kollegen am eigenen aber auch an den anderen Tischen beobachtet zu werden. (ihr Unwohlsein spiegelte sich in ihrer Mimik und Gestik)

Empathie bedeutet, sich in den anderen Menschen einfühlen zu können.
Die Servicekraft jedoch hatte all die Signale und Zeichen, die die Kollegin nonverbal ausgesandt hatte, in Bezug auf das Unwohlsein nicht wahrgenommen und sich vorher auch nicht in die Person hineinversetzt.

So verbrachte die Kollegin, die selbst leider nicht gut für sich gesorgt hat, indem sie der Servicekraft vielleicht mitgeteilt hätte, dass sie die Erhöhung nicht benötigte,
den Abend auf diesem doppelten Kissen, wobei hingegen die Servicekraft mit sich selbst wahrscheinlich recht zufrieden war, da sie so wundervoll hilfsbereit gewesen ist.

Vielleicht kann dieses kleine Beispiel den Unterschied zwischen Hilfsbereitschaft und Empathie ein wenig deutlich machen.

Jetzt fragst du dich vielleicht, warum es mir wichtig ist, den Unterschied zwischen Empathie und Hilfsbereitschaft hier aufzuzeigen.
Dazu muss ich sagen, dass mir viele Menschen begegnen, die selbst oder deren Kinder sehr hilfsbereit sind und die dann das Gefühl haben, sie wären sehr empathisch und wahrscheinlich hochsensibel.

Um aufzuzeigen, dass eine ausgeprägte Hilfsbereitschaft nicht gleichzeitig mit der Hochsensibilität einhergehen muss, bzw. mit einer ausgeprägten Empathie, möchte ich mit diesem kleinen Beitrag beitragen.
Nicht jeder Mensch der hilfsbereit, sanft und liebevoll ist, ist hochsensibel.
Hochsensibilität ist ein ererbtes Persönlichkeitsmerkmal, welches mit einigen Wesensmerkmalen z.b. einer häufig stark ausgeprägten Empathie einhergeht.

🌸
Meine lieben Mitmenschen, seid also weiter mit ganzem Herzen hilfsbereit,
achtet dabei aber auch darauf, nicht aus den Augen zu verlieren,
wie es dem anderen damit geht.
Und denkt daran… nicht jeder liebevolle hilfsbereite Mensch ist hochsensibel.

P.s. mit der Kollegin habe ich im Anschluss an diesen Abend noch einmal über diese Situation gesprochen,
letztendlich hat sie für sich erkannt, dass sie sich in Zukunft lieber nicht mehr so sehr zurücknehmen, sondern sich anstelle dessen eher authentisch äußern würde in Bezug auf das, was sie möchte und was nicht.
🌸

© Loubins Way





Hochsensibilität verstehen (H=Harmonie)

Viele hochsensible Menschen fühlen sich erst richtig wohl,
wenn es auch den anderen um sie herum gut geht
und möglichst alle
friedlich und harmonisch miteinander auskommen.

Viele haben ein hohes Bedürfnis nach einer tiefen
HARMONIE.
Dafür gehen sie manchmal (oft unbewusst)
über ihre eigenen Grenzen,
denn Unstimmigkeiten sind für Viele kaum aushaltbar.
Sehen sie eine Harmonie in Gefahr,
oder ist eine solche im Raum oder im Zusammensein mit anderen nicht spürbar,
versuchen sie oft an allen Ecken zugleich
zu beschwichtigen,
auszugleichen,
die Stimmung aufzuhellen,
Leichtigkeit zu verbreiten uvm.
um dadurch in eine gemeinsame Harmonie zu gelangen.

Ein solches ständiges „auf der Hut sein“
kann sehr anstrengend sein, vor allem
dadurch, weil viele Hochsensible
Unstimmigkeiten häufig sogar schon spüren,
bevor diese ausgesprochen oder sichtbar werden.
Durch ein häufiges „auf der Hut sein“
ausgelöst durch die große Sehnsucht nach Harmonie,
geraten viele in eine
passive Daueranspannung.
Und so kann es dann passieren,
dass gerade…
weil sie eine HARMONIE untereinander so lieben…
sie selbst dabei jedoch häufig in eine DISHARMONIE geraten.

Durch eine mögliche Daueranspannung
rückt dann der eigene innere Frieden
oft in weite Ferne.
Das kann sogar soweit gehen,
dass jemand durch seine
SEHNSUCHT nach HARMONIE
selbst so stark ins Trudeln kommt,
dass er unter Druck gerät und sich ausgelaugt fühlt oder gar aggressiv verhält.

Spätestens dann,
wenn derjenige, der die Harmonie so liebt,
durch eine potenzielle Daueranspannung
so extrem angespannt ist, dass er aufgrund dessen selbst
nicht mehr harmonisch reagieren und handeln kann…

Spätestens dann…
ist es für einen Außenstehenden, oder sogar für eine selbst, schwer verständlich,
dass ein mögliches ungehaltenes- oder vielleicht sogar aggressives Verhalten
mit einer SEHNSUCHT NACH HARMONIE
zusammenhängen könnte.

Wenn man jedoch erkennt, dass die Sehnsucht nach Harmonie, sich durch Überreizung in Unmut oder Agression wandeln kann, fällt ein Satz wie…
du willst hochsensibel sein, so wie du gerade wütest… ganz bestimmt nicht…
sicherlich nicht mehr.
(Zum Glück) 😉

© Loubins Way

Hochsensibilität und die Doppelbotschaften…


Hochsensible Menschen erspüren häufig ziemlich treffsicher
Gefühle ihrer Mitmenschen,
auch wenn diese
hinter einer möglichen Maske oder hinter Gesten und Worten verborgen werden.
Eine mögliche Diskrepanz zu spüren,
zwischen den Worten oder Gesten anderer und dem was man dabei selber fühlt,
kann dabei jedoch zu Unsicherheiten führen.
Es ist dann nicht immer einfach,
seinem Gefühl, bzw. Gespür Ausdruck zu verleihen,
indem man z.B. die für einen selbst spürbare Diskrepanz anspricht.
Schließlich möchte man den anderen ja nicht in Verlegenheit bringen.
Da die meisten hochsensiblen Menschen sehr empathisch sind,
geraten sie häufig in eine Zwickmühle.
Auf der einen Seite spüren Sie etwas und möchten es ansprechen,
auf der anderen Seite möchten Sie ihrem Gegenüber nicht zu nahe treten….
Situationen in denen Diskrepanzen zu spüren sind,
strengen aus diesem Grund viele HsP sehr an.
Zwischen Empathie und Ehrlichkeit abzuwägen, stellt so manchen vor eine Herausforderung,
für die es eigentlich kein Patentrezept gibt.
Einzig und allein,
das bei vielen hochsensiblen Menschen GUT ausgeprägte BAUCHGEFÜHL,
kann unterstützend dabei sein
und in solchen Situationen hilfreich zur Seite stehen….
P.s. Vertrau auf dein Bauchgefühl, es wird ganz bestimmt die richtige Entscheidung treffen…
😉


© Loubins Way

Perfektionismus und Scham bei hochsensiblen Kindern

Ein starker Perfektionismus, ergibt sich bei vielen hochsensiblen Kindern aus ihrem vielfach wahrgenommen Erleben, irgendwie anders oder nicht richtig zu sein.

Sie haben häufig einen extrem hohen Anspruch an sich, sind oft unnachsichtig mit sich selbst und häufig nur schwer mit dem zufrieden, was sie selbst geleistet haben.
Eigene Fehler versuchen Sie möglichst zu vermeiden, das kann so weit gehen, dass sie aus der Sorge heraus, den eigenen Ansprüchen, bzw. den Vorstellungen anderer nicht zu genügen, neue Aktivitäten verweigern.
Aber auch in Bezug auf Fehler im Allgemeinen haben sie einen besonderen Blick und weisen auf solche hin, ganz unabhängig davon, wer diese gemacht hat.

Da sie in ihrem Bewusstsein davon ausgehen, dass jeder Mensch Fehler vermeiden möchte, sind ihre Hinweise in Bezug auf die Fehler von anderen, als Unterstützung gemeint und nicht als Kritik.
Deshalb reagieren sie häufig auch irritiert, wenn auf ihren Hinweis hin, die anderen teilweise genervt oder wütend reagieren.
(Aussagen wie beispielsweise: „du bist aber eine Petze“ können sie in ihrem tiefsten Inneren erschüttern.)

Zum Teil zeigt sich der Perfektionismus auch dahingehend, dass sie die Tendenz in sich tragen, bestimmte Tätigkeiten nicht selbst auszuprobieren, sondern diese bei anderen aus sicherer Entfernung zu beobachten.

Von besonderer Relevanz in Bezug auf den Perfektionismus, ist der Umgang der Kinder mit Kritik.
Obwohl sie, wie beschrieben, andere häufig auf alle möglichen Fehler oder Regelverstöße hinweisen, reagieren sie auf Kritik, die ihnen selbst entgegengebracht wird, meist sehr empfindlich und sind dabei kaum kritikfähig. Das ist darin begründet, dass sie aus ihrem Empfinden des Andersseins, schnell in ein Gefühl von „nicht zu genügen“ gelangen.

Zweifelt das Kind erst einmal an sich, weil es beispielsweise aus seiner Sicht das Beste gegeben hat, ihm dann jedoch Aussagen begegnen wie: „das hast Du falsch gemacht“ oder „schau mal, wie schön die anderen das gemacht haben“, zeigt sich bei ihm in der Regel Scham. Es kann dann innerlich förmlich zusammenbrechen, sowie zunächst handlungsunfähig werden.

Aus einer solchen Position heraus, mit dem Rücken zur Wand, ergeben sich dann, je nach Temperament des Kindes, als Reaktion, aus der Scham nicht zu genügen, die beiden Handlungsalternativen, Rückzug oder Angriff.

DAS TIEFGREIFENDE GEFÜHL DER SCHAM
Viele hochsensible Kinder gelangen also schnell in ein Schamgefühl, wenn sie durch den hohen perfektionistischen Anspruch an sich selbst, bzw. durch Kritik von anderen, ein Gefühl von „nicht zu genügen“ in sich verspüren. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Scham eines der am Schwersten auszuhaltenden Gefühle ist, in dessen Folge die Reaktion des Kindes häufig Rückzug oder Angriff ist.

Scham demontiert das Ich und steht dem menschlichen Grundbedürfnis nach Selbsterhaltung/Selbstwerterhöhung entgegen. Ein Schamgefühl entwickelt sich erst mit eineinhalb bis zwei Jahren, da es voraussetzt, dass das Kind ein Bewusstsein von der eigenen Persönlichkeit hat, sowie die Fähigkeit zu besitzt, sich selbst aus der Perspektive von anderen zu sehen. In diesem Alter beginnt das Kind, ein Bewusstsein über die eigene Person zu erlangen und sich von anderen Menschen abzugrenzen. Scham ist ein zutiefst soziales Gefühl, dass sich an den Maßstäben der Gesellschaft orientiert. Ein Kind welches sich schämt, fürchtet sich letztendlich davor, wegen eines möglichen Fehlers verurteilt und aus der Gesellschaft bzw. der Gemeinschaft ausgeschlossen oder vom Umfeld verurteilt zu werden.
Um gar nicht erst in ein Gefühl der Scham zu gelangen, versucht es sich möglichst regelkonform zu verhalten.

SCHAM UNTERSCHEIDET SICH VON SCHULDGEFÜHLEN
SCHULDGEFÜHLE beziehen sich immer auf bestimmte Fehlhandlungen, bei denen sich die Kinder nicht zurückziehen,
sondern sich eher bemühen, ihre Fehler wiedergutzumachen oder sich zu verteidigen.
Aus einem Schuldgefühl heraus, kann ein Kind aktiv werden und seine Fehler korrigieren.

SCHAM hingegen betrifft immer das Ganze Ich.
beschämte Kinder reagieren in Bezug auf mögliche Fehler eher passiv und fühlen sich klein.
Sie möchten am liebsten im Boden versinken oder unsichtbar sein.

Identifizieren lässt sich Scham durch ihre prägnante Gestik.
Bei einer nach innen gerichteter Scham lässt das Kind beispielsweise den Kopf und die Schultern hängen, senkt den Blick und macht eher rigide Bewegungen, des Weiteren besteht die Tendenz, dass es rot wird.
Darüber hinaus geht die Scham mit einer hohen inneren Verurteilung einher und lässt die Kommunikationsfähigkeit abflauen.

Bei einer nach außen gerichteter Scham zeigt das Kind hingegen Ärger und Wut und macht eher größere Bewegungen.
Es versucht die Kontrolle zurückzuerlangen, indem es beispielsweise in eine verbale oder körperliche Kampfhaltung geht.

Auch hat es die Tendenz, die Verantwortung weiterzugeben und auf andere zu schieben, um es für dich selbst leichter und erträglicher zu machen.

Wichtig zu verstehen ist auch, dass Scham nicht, wie häufig gedacht, ausschließlich negativ ist.
Neben der ungesunden Form der Scham (toxischen Scham), gibt es auch eine gesunde Scham.

Die toxische Scham, entwickelt sich, wenn das Kind sich in seiner Scham allein gelassen, belächelt oder auch weiter entblößt fühlt. Kinder mit toxischer Scham neigen dazu, sich nackt, beobachtet und von anderen getrennt zu fühlen, was auf der einen Seite ihr Empfinden von falsch und schlecht sein nährt und auf der anderen Seite ihren Kampf- bzw. Rückzugsreflex befeuert. Auch können aus dem Gefühl der Scham sekundäre Gefühle wie Angst, Panik, Stress, bis hin zum „außer sich sein“, erwachsen.

Über eine gesunde Scham, kann das Kind einen guten Kontakt mit sich selbst aufbauen und mit ihrer Hilfe lernen, klare Grenzen zwischen sich und anderen zu ziehen. Darüber hinaus wird über das Schamerleben erlernt, ein Gefühl zu entwickeln von, dies ist mein Bereich, hier höre ich auf und du fängst an, womit auch die Fähigkeit einhergeht, Gefühle für andere, Toleranz und Flexibilität, sowie Motivation für Veränderungen zu entwickeln. Das gesunde Schamgefühl spielt eine wichtige Rolle für die gesunde psychische Entwicklung des Kindes innerhalb seines Umfeldes, bzw. des sozialen Systems. Aufgrund dessen ist es wichtig, die Kinder auf behutsame Art und Weise aus einem ungesunden Schamgefühl heraus zu begleiten, sowie sie dahingehend zu unterstützen, ein gesundes Schamgefühl entwickeln zu können.

Da Rat- und Vorschläge im Erleben von Schamgefühlen von den Kindern häufig als viel zu dominant erlebt werden, ist es wichtig, dem Kind ohne Besserwisserei zuzuhören.
Ziel dabei sollte sein, selbst weniger Vorschläge zu machen, sich dafür aber neugierig den Impulsen des Kindes zu öffnen.
Auf diese Art und Weise erfährt das Kind ihr Vertrauen, dass seine Impulse richtig sein können und sie ihm eine eigene Lösung zutrauen.

Indem sie präsent sind und voller Annahme dessen, was sich gerade zeigt können sie dem Kind die größtmögliche Unterstützung bieten.

Insgesamt ist es hilfreich und unterstützend, dem Kind stets mit einer ehrlichen Wertschätzung zu begegnen, es oft zu loben und ihm das Gefühl zu geben, dass es in Ordnung ist, genauso wie es ist. Aus einer solchen ehrlichen Annahme heraus können sich dann viel leichter Lösungen für bestimmte Herausforderungen finden.

© Loubins Way

Hochsensibilität, sensible Körper

Hochsensibilität (Sensible Körper)
Bitte sag niemals zu mir…
“ stell Dich nicht so an“
🌼

Hochsensible Kinder haben meist auch hochsensible Körper, sie nehmen aufgrund ihrer feinen Antennen ein Unwohlsein,
Schmerzen und Beschwerden maximal intensiv wahr.
Auch gelangen Sie häufig in ein Gefühl von Unwohlsein, ohne das ein direkter Grund dahinter zu erkennen ist.

Oft zeigen sie ganz deutliche körperliche Signale, klagen beispielsweise über extreme Bauchschmerzen oder haben Atemprobleme, die dann, bei der Abklärung über den Kinderarzt, ergebnislos bleiben.

Deutliche körperliche Signale hochsensibler Kinder sind beispielsweise:
▪️Plötzlicher Energieverlust und Müdigkeit
▪️Gefühlsschwankungen verbunden mit Hunger und Durst aufgrund des instabilen Blutzuckerspiegels
▪️Schwitzen und Übelkeit inmitten größere Menschenansammlungen und generell zu hoher Reizdichte
▪️Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, bei allzu großem Lärm, sowie unter anhaltendem Stress
▪️Verspannungen und Schmerzen vor allem in akuten Stresssituationen, in variierendem Körperregionen,
die sich bei den Kindern häufig als verstärkte Bauch- und Kopfschmerzen äußern.
▪️Verdauungsprobleme in der gesamten Bandbreite zwischen Durchfall und Verstopfung
▪️Allergien und Hautreaktionen als Reaktion auf Dauerstress und in Kombination
mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten
▪️Atemprobleme bis hin zur Asthma

Häufig ist es ihr Stresserleben, welches sich über den Körper ableitet.
Körperliche Signale, die sich durch Schmerzen und Beschwerden zeigen, treten bei ihnen häufig „ganz plötzlich“ auf und oft hängen diese Beschwerden mit besonderen physischen Herausforderungen oder auch mit reizintensiven Zeiten zusammen.

Des Weiteren sind viele der Kinder anfällig in Bezug auf Infekte, da ihr körperliches Gleichgewicht, sowie auch ihre Widerstandskräfte, durch das stetig hohe Stresslevel geschwächt sind.

Es kann auch vorkommen, dass die Kinder von einem Moment auf den anderen, einen Großteil ihrer Energie verlieren und sie innerhalb von Minuten aus einer aktiven Phase in eine völlige Energielosigkeit umkippen können.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das Nervensystem des Kindes, wenn es aufgrund massiver Überreizung,
sowie ohne ausreichende Regenerationsphasen, außerhalb seiner Komfortzone ist, zuerst immer in den aktivierten Bereich ausschlägt.

Das könnte sich beispielsweise dahingehend zeigen, dass ein Kind, welches eigentlich eher vorsichtig ist und ein ruhiges Wesen hat, plötzlich ein völlig auf- und überdrehtes Verhalten zeigt.
Der Überaktivität, als Übersteuerung des Nervensystems nach oben, folgt dann zwangsläufig eine Übersteuerung in den unteren erregbaren Bereich, der bei dem Kind mit Erschlaffung bis hin zum Kollabieren einhergehen kann.
Oft brauchen die Kinder lange, um wieder zu Kräften zu kommen.
🌼

Da viele hochsensible Kinder in ihrer Kopf- und Gedankenwelt zu Hause sind und ihren Körper darüber zu vergessen scheinen, kann die fehlende Achtsamkeit für den Körper oft ein Gefühl von Unwohlsein bewirken, ohne das ein direkter Grund dafür zu erkennen ist.
Zeigen sich bestimmte körperliche Anzeichen, wie Bauch- oder Kopfschmerzen aber erst einmal, neigen die Kinder aufgrund ihrer feinen Antennen dazu, die negativen Signale maximal intensiv wahrzunehmen.

Wichtig ist es, das SUBJEKTIVE SCHMERZEMPFINDEN des Kindes NICHT ANZUZWEIFELN!
Auf keinen Fall sollte man Sätze sagen wie: „eben noch warst du noch ganz fröhlich und plötzlich hast du Schmerzen, das kann doch gar nicht sein,“ „man sieht ja gar nichts,“ oder „stell dich nicht so an.“
Solche Aussagen können das Kind extrem verletzen und es in Bezug auf seine Selbstwahrnehmung extrem irritieren.

Hilfreich hingegen ist es, wenn das Kind lernt, dass der Körper und dessen Sprache ein wertvolles Instrument zur Messung des eigenen Wohlbefindens sind.
Lernt das Kind die Sprache des Körpers zur Messung des eigenen Wohlbefindens zu verstehen, gelingt es ihm auch, achtsamer auf dessen Signale zu hören.
Indem es ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse entwickelt, kann es schneller wieder ins Gleichgewicht kommen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Kinder je jünger sie sind, dabei umso mehr Unterstützung und Begleitung benötigen.

In Bezug auf ihre Schmerzen und Beschwerden sind hochsensible Kinder häufig viel schneller verunsichert und verängstigt.
Für sie ist es, neben der Akzeptanz in Bezug auf ihr subjektives Schmerzempfinden besonders wichtig, dass man ihnen auf empathische und respektvolle Art und Weise, unterstützend und aufmerksam begegnet.

In Bezug auf kleinere Verletzungen könnten beispielsweise Rituale hilfreich sein, die den Schmerz ernst nehmen, ihn aber zugleich auch bannen.
Das kann etwas sein wie „den Schmerz wegpusten“ oder auch Sprüche und Lieder, wie beispielsweise „heile heile Segen.“
Bei deutlicheren Symptomen, eignen sich besonders bei älteren Kindern Übungen, die das Körperbewusstsein schulen.

Unterstützend ist es auch, wenn das Kind lernt, dass seine unangenehmen Empfindungen nur ein Teil von vielen Empfindungen in ihm sind.
Gelingt es dem Kind beispielsweise seinen Schmerz zu benennen und ihn von Außen anzuschauen, identifiziert es sich umso weniger komplett mit dem Schmerz, sondern nimmt diesen als einen Teil von vielen unterschiedlichen Empfindungen wahr.
Auf diese Art und Weise kann aus ihrem Schmerzerleben schon etwas Wucht herausgenommen werden.
🌼

Ganz gleich auf welche Art und Weise ein hochsensibles Kind seinen Körper wahrnimmt,
zweifeln sie nie nie nie… niemals
an dem subjektiven Empfinden des Kindes.

© Loubins Way